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Selbstgemachtes Baby-SCRUM - ein großartiges Werkzeug zum Erwerb von Selbstmanagement-Kompetenzen
Um dieser wunderbare Erwachsene zu werden, der seine Zeit einfach und effizient plant, sich auf wichtige Dinge konzentriert, Karten in Trello führt, seine Termine und Aufgaben nicht auf irgendwelche Zettel schreibt, sondern in ein spezielles Notizbuch, das nicht nach einer Woche verloren geht – ist es sinnvoll, sich schon als Kind Selbstmanagement-Kompetenzen anzueignen!
Man kann dafür unterschiedliche Methoden anwenden – bei unserem 12-jährigen Sohn hat eine von uns angepasste Version von SCRUM hervorragend funktioniert (das kann ich nach 6 Monaten mit Sicherheit sagen).
Im Folgenden möchten wir kurz das System und seine Grundprinzipien erläutern.
Aufgaben-Sticker
Aufgaben-Sticker sind einfach eine geniale Sache, wenn man sie geschickt einsetzt!
Eine Liste oder ein Plan ist immer starr und unveränderlich. Wenn man eine To-Do-Liste in ein Notizbuch oder an eine Tafel geschrieben hat, ist es bereits schwierig, die Aufgaben neu zu sortieren, weitere hinzuzufügen, einige von ihnen in Teilaufgaben zu untergliedern oder diejenigen zu entfernen, die nicht mehr relevant sind.
Wenn man die Aufgaben hingegen auf Notizzettel schreibt, kommt alles in Bewegung! Man kann z. B. zunächst beliebig viele davon schreiben und sich dann überlegen, in welcher Reihenfolge man sie erledigen will – und sie problemlos neu anordnen. Oder man kann einen Teil für später beiseitelegen. Oder sie auf die To-Do-Liste einer anderen Person kleben. Fantastisch!
Die Sticker können nicht nur an der Tafel, sondern auch in einem Ordner oder sogar in einem Notizbuch verwendet werden.
SCRUM-board
Hier sind alle aktuellen und zukünftigen Aufgaben übersichtlich dargestellt!
In unserem Fall befindet sich das SCRUM- Board am Kühlschrank – ein strategischer Knotenpunkt der Hauslogistik am Eingang der Küche: Ob man will oder nicht, man kommt täglich Dutzende Male dort vorbei.
Das SCRUM-Board besteht aus mehreren Spalten, zwischen denen sich die Aufgaben-Sticker bewegen, während sie sich dem Zustand „Erledigt“ nähern. Das Geniale an diesem einfachen Hin und Her ist, dass man bei all den täglichen Verpflichtungen nur die Aufgaben im Blick hat, auf die man sich gerade konzentrieren muss, ohne den Kopf mit Dingen zu belasten, die noch bevorstehen oder die bereits erledigt sind.
So sind die Spalten auf dem SCRUM-Board angeordnet:
„Backlog“
Hier werden Aufgaben mit einer noch unbestimmten Frist eingetragen, also nach dem Motto: „Ich muss daran denken, das irgendwann später zu erledigen.“ Auf diese Weise sind sie sichtbar, und wenn es so weit ist, wird man sie nicht vergessen.
Vielleicht hatten Sie z. B. irgendwann mal die Idee, dass es schön wäre, an einem Wochenende in den Zoo zu gehen. Aber wenn dieses Wochenende dann kommt, haben Sie es irgendwie wieder einmal vergessen... Wenn Sie alle Ihre Ideen für Wochenendpläne in den Backlog schreiben würden, wäre es ganz einfach, am Freitagabend alles zu planen!
„Aufgaben“
Hierbei handelt es sich nicht mehr nur um Ideen, sondern um konkrete Aufgaben, die in dieser Woche erledigt werden müssen. Sie können sowohl aus dem Backlog als auch direkt (z. B. bei Hausaufgaben) hierher gelangen. Einige der Aufgaben-Sticker werden am Sonntagabend hier angebracht, während andere im Laufe der Woche hinzugefügt werden.
„Zu erledigen“
Das sind die Aufgaben für den Tag. Einige der Aufgaben werden am Vorabend entweder aus der „Aufgaben“-Spalte oder direkt hier angebracht. Auch die Eltern können hier Sticker aufkleben – für familiäre Aufgaben, Hausarbeit und Hilfe im Haushalt.
„Prüfen“
Eine Zwischenspalte, in die das Kind die Aufgaben verschiebt, die es (seiner Meinung nach) erledigt hat. Von dort aus gelangen sie nach einer Überprüfung durch die Eltern entweder im Laufe des Tages oder abends, wenn wir gemeinsam mit dem Kind den Tag Revue passieren lassen, in die Spalte „Erledigt“ (oder eben nicht).
„Erledigt“
Hierher kommen die Aufgaben aus der Spalte „Prüfen“, aber nicht immer. Es ist nämlich so, dass mein Kind und ich manchmal sehr unterschiedliche Meinungen darüber haben, wie „erledigt“ die Dinge sind. Er denkt zum Beispiel, dass er die Küche aufgeräumt hat, aber ich sehe eine schmutzige Bratpfanne auf dem Herd und Krümel auf dem Tisch, und der Sticker kommt zurück auf „Zu erledigen“.
Backlog |
Aufgaben |
Zu erledigen |
Prüfen |
Erledigt |
„Nicht vergessen, das bei Gelegenheit zu erledigen“ |
Aufgaben für diese Woche |
Tagesplan und Aufgaben, die gerade durchgeführt werden |
Hierhin klebt das Kind seine erledigten Aufgaben |
Nach einer Überprüfung klebt der Erwachsene die erledigten Aufgaben hierhin |
Lifehack: Anstelle von Stickern kann man für sich wiederholende Aufgaben (Müll rausbringen, Wasser kaufen usw.) auch sehr gut Magnetstreifen verwenden.
Tägliche und wöchentliche Planung
Wie Sie wissen, können die Dinge in einer Wohnung nur dann immer an ihrem Platz sein, wenn diese Ordnung konstant aufrechterhalten wird – indem jeder die Dinge an ihren Platz stellt, anstatt sie einfach irgendwo liegen zu lassen. Gleiches gilt für die Organisation von Aufgaben: Das SCRUM-Board sollte nicht nur ständig in Sichtweite sein, sondern auch mit fester Regelmäßigkeit und nach klaren Regeln geführt werden. Andernfalls wird sich früher oder später herausstellen, dass einige Aufgaben nicht aufgeschrieben und einige Sticker nicht verschoben wurden, und die Kontrolle über den Status der Aufgaben geht verloren. Und am Ende wird das SCRUM-Board das gleiche Schicksal erleiden wie viele Notizhefte und Tagebücher.
Wir haben zwei obligatorische Verfahren: einen Tages- und einen Wochenrückblick.
Tagesrückblick
Jeden Abend schauen mein Sohn und ich gemeinsam auf das SCRUM-Board und bewerten, welche der heutigen Aufgaben erledigt wurden und welche nicht. Selbstverständlich ist er sehr stolz, wenn er einen produktiven Tag hatte, und ich bin, wie alle Eltern, mindestens genauso stolz auf ihn. Wenn etwas nicht erledigt wurde, besprechen wir die Gründe oder die aufgetretenen Schwierigkeiten.
Als erstes schauen wir uns die Spalte „Prüfen“ an. Wenn das Kind z. B. Aufgaben im Englischheft zu erledigen hatte, schauen wir uns die Aufgaben sofort an, ich gebe ihm eine Rückmeldung, und der Sticker wandert entweder nach „Erledigt“ oder, wenn die Aufgaben noch etwas mehr Arbeit erfordern, zurück nach „Zu erledigen“.
Anschließend folgt die Spalte „Aufgaben“ – die Dinge, die morgen erledigt werden müssen. Darüber hinaus kann man natürlich auch einen Blick auf den Stundenplan, das Kursprogramm oder den Kalender werfen, um zu sehen, was morgen sonst noch zu tun ist. Wenn wir z. B. am Abend eine Party veranstalten, müssen wir nach der Schule noch einen Kuchen kaufen.
Es sind zwar mehrere Absätze, aber in der Praxis dauert so ein abendlicher Rückblick nur 5-10 Minuten, denn an einem normalen Wochentag gibt es meist nur ein oder zwei Dinge zu besprechen.
Wochenrückblick
Auch der Wochenrückblick ist eine ziemlich schnelle Angelegenheit und dauert nur etwa 10-15 Minuten:
* Wir schauen uns noch einmal die Spalte „Erledigt“ an. Wir fassen die Erfolge und Erkenntnisse zusammen und entfernen dann alle Aufkleber (theoretisch kann man sie zur Erinnerung und für die Statistik aufheben, aber wir werfen sie einfach weg).
* Anschließend füllen wir die Spalte „Aufgaben“ mit neuen Aufgaben. Hierher werden Aufgaben aus dem „Backlog“, aus Kalendern, Zeitplänen oder einfach aus dem Kopf eingetragen.
Am Samstagabend ist ein Rückblick nicht wirklich notwendig; der Sonntag dient dazu, die Woche Revue passieren zu lassen und die nächste zu planen (manchmal verschiebt sich das allerdings auf Montagabend).
Aktionen mit Zeitspalten:
Backlog |
Aufgaben |
Zu erledigen |
Prüfen |
Erledigt |
„Nicht vergessen, das bei Gelegenheit zu erledigen“ |
Aufgaben für diese Woche |
Tagesplan und Aufgaben, die gerade durchgeführt werden |
Hierhin klebt das Kind seine erledigten Aufgaben |
Nach einer Überprüfung klebt der Erwachsene die erledigten Aufgaben hierhin |
Wird fortlaufend ergänzt, sobald neue Aufgaben oder Ideen aufkommen |
Entsteht während des Wochenrückblicks |
Entsteht während des Tagesrückblicks + kann im Laufe des Tages ergänzt werden |
Nach Erledigung |
Aufgaben werden während des Tagesrückblicks hierhin verschoben. Beim Wochenrückblick wird diese Spalte „zurückgesetzt“. |
Bei der Reflexion und Planung ist es außerdem besser, eher Fragen zu stellen, als dem Kind vorzuschreiben, was es zu tun hat – wir wollen dem Kind schließlich beibringen, selbstständig seine Aufgaben zu organisieren, Prioritäten zu setzen und seinen eigenen Zeitplan zu erstellen.
Verbindliche Regeln
Es gibt einige verbindliche Regeln, die wir schrittweise mit unserem Kind vereinbart haben, damit das alles funktioniert. Es sind nicht viele, einige davon sind meiner Meinung nach universell, und einige sind nur aufgrund unserer Lebensumstände und Lebensweise notwendig.
Jede Aufgabe wird sofort auf einem Sticker festgehalten.
Sie wissen wahrscheinlich, wie oft man einem Kind sagen muss: „Leg die Sachen bitte in den Kleiderschrank“, bevor sie dort landen. Eines der Ziele beim Training von Selbstmanagement ist die Fähigkeit, seine eigenen Aufgaben selbst unter Kontrolle zu behalten.
In praktischer Hinsicht dient diese Regel dazu, dass man die Aufgaben des Kindes nicht ständig überwachen und daran erinnern muss. Ansonsten ist es oft einfacher, etwas selbst zu tun, als fünfmal daran erinnern zu müssen (weil das Kind immer etwas Interessanteres zu tun hat) und ständig zu kontrollieren, ob es erledigt ist oder nicht.
Wenn das Kind eine Aufgabe erhält (was bei der Planung nicht unbedingt immer der Fall ist), wird diese sofort an die Tafel geschrieben (in die Spalte „Backlog“, „Aufgaben“ oder „Zu erledigen“, je nachdem, um was für eine Aufgabe es sich handelt).
Die einzige Ausnahme sind Dinge, die sofort erledigt werden müssen, z. B. „schnell die Einkaufstüten ausräumen“. Oder auch Dinge, die man schneller erledigen kann, als sie aufzuschreiben, z. B. „die Schuhe aus dem Gang ins Regal stellen“.
Es gibt eine Liste mit regelmäßigen Aufgaben, die das Kind jeden Tag selbst erledigen kann.
Es gibt nicht viele dieser Aufgaben, aber die Liste wird mit der Zeit natürlich immer länger. Zum Beispiel morgens die Spülmaschine ausräumen, Trinkwasser kaufen oder den Müll rausbringen.
Außerdem ist es obligatorisch, nach der Schule mindestens drei Haushaltsaufgaben zu erledigen, d. h., wenn das Kind nach Hause kommt, muss es die Initiative ergreifen und fragen, was es zu tun hat und wo es helfen kann, es auf einen Notizzettel schreiben und sich dann an die Arbeit machen.
Videos und Computerspiele sind erst nach allen anderen Aufgaben dran.
Das ist ganz einfach: Das Kind hat ein tägliches Limit, wie lange es den Computer und das Tablet nutzen darf. Das wird sogar auf einen eigenen Sticker geschrieben und jeden Tag auf die „Aufgaben“-Liste gesetzt, allerdings ganz ans Ende der Liste.
Unser gemeinsames Ziel ist es, dass auch dafür Zeit bleibt, und wir sind daran ebenso interessiert wie er. Unsere Einstellung ist: „Du solltest das Leben genießen, du spielst gerne Computerspiele – lass uns versuchen, genug Zeit dafür zu finden!“
Ein sehr wichtiger Punkt ist, dass das Aufgaben-Verwaltungssystem nicht zu einer „totalitären Maschine“ werden darf. Wir besprechen Pläne und Aufgaben mit dem Kind, aber es sind nicht die Eltern, die dem Kind jeden Tag vorschreiben, was es zu tun hat und wie es zu leben hat.
Hier sollte man die Verantwortung für das Planen von Aufgaben, die Wahl und das Treffen vieler Entscheidungen auf das Kind übertragen.
Es gibt einen Bereich der gemeinsamen Verantwortung, schließlich sind wir eine Familie und führen den Haushalt gemeinsam, und hier sind eben die Eltern der „Chef“. Es muss jedoch auch Aufgaben geben, die das Kind selbst initiiert und erledigt und an denen es ein eigenes Interesse hat.
Diese Art der Aufgabenverwaltung erfordert natürlich ein gewisses Maß an Organisation, aber sie ist um ein Vielfaches zeitsparender, als das Kind ständig zu überwachen und es zehnmal daran zu erinnern, was es jetzt gerade tun muss.